Ein spontaner Versuch und eine große Erkenntnis

DAS DRUMHERUM ist eine Kategorie meines Blogs, in der ich Themen bespreche, die mir vielleicht noch nicht so liegen. Hier geht es nicht um das Fachwissen, das ich bereits gesammelt habe, sondern um meine Erfahrungen oder meine Fehler.

Na? Auch gerade im „Spaziergang-Fieber“? In Zeiten von Corona ist Spazieren gehen ja zu DEM Grund geworden, um neben dem Einkaufen überhaupt noch das Haus zu verlassen – das ist zumindest mein Eindruck. Und auch, wenn ich vor dieser ganzen Corona-Geschichte schon begeisteter Spaziergänger war, bin ich vorher, leider Gottes, nie auf die Idee gekommen, dabei meine Kamera einzupacken. Dämlich, ich weiß.

Meine Kamera ist beim Spazieren gehen mittlerweile immer dabei.

Ein spontaner Versuch

Naja, jetzt hab ich neulich Mittag eine Runde um den See gedreht, mich dabei tierisch gefreut, ausnahmsweise mal nicht Hinz und Kunz „Hallo!“ sagen zu müssen und mich gefragt, warum die Leute eigentlich so vorhersehbar sind und nur am Sonntagnachmittag in Massen aus dem Haus strömen. Zu einer richtigen Antwort kam ich diesbezüglich irgendwie nicht.

So oder so, in einer Sache allerdings hatte ich mich getäuscht. Der Steinberger See in meiner bayerischen Heimat ist recht bekannt für seinen sehr stetigen Wind und bei dem Wetter an diesem Tag, hatte ich mit einer ganzen Brigade an Segelbooten gerechnet. Aber Fehlanzeige.

Es war kein einziges auf dem Wasser.

Dafür jede Menge Windsurfer und eine Handvoll Kiter, die eine komplette Bucht bevölkerten. Kaum, war der erste durch mein Blickfeld gesaust, war ich auch schon losgestürmt. Ich musste unbedingt versuchen, ein tolles Foto zu bekommen!

Vor kurzem erst, hatte ich einen Artikel zu Techniken der Sportfotografie gelesen und war überzeugt, mit meinem neugewonnenen Wissen nun mehr als atemberaubend fotografieren zu können. Während ich lief, sah ich meine Bilder in Fachzeitschriften abgedruckt und mich mit ihnen Fotografiepreise gewinnen. Nicht zu vergessen: eine Nachricht von National Geographic World, die es kaum erwarten könnten, mir einen Batzen Geld für die Bildrechte zu zahlen und meinen Namen dick und fett, neben anderen bekannten Fotografen, in Hochglanzmagazinen zu beweihräuchern!

Ja, also… nein.

Und bevor du fragst: nein, du bildest dir das nicht ein. Die Bilder sind tatsächlich… bescheiden.

Jetzt ist es eine Sache, sich über schlechte Bilder zu beschweren. Zu wissen, warum sie schlecht sind, eine ganz andere. Das bringt mich zu:

Meiner großen Erkenntnis

Ich bin mit meinem Equipment an eine Grenze gestoßen. Mein Objektiv – ich habe bisweilen nur eins – hat eine Brennweite von 18-55 mm. Zur kurzen Erläuterung: 53 mm entsprechen ungefähr dem menschlichen Auge. Heißt, selbst wenn ich ganz nah ranzoome, ist das Motiv gerade so groß, wie wir selbst es auch wahrnehmen würden. Und glaub mir es war so frustrierend:

Ich war unheimlich nah dran, in dieser Bucht, und war einfach sehr beeindruckt. Die Jungs und Mädels waren so schnell und ich hatte alle Hände voll zu tun, sie überhaupt auf ein scharfes Foto zu bekommen. Bis ich einen Blick auf die Vorschau der Kamera warf: ein bunter Punkt im Wasser, mehr nicht! Als hätte ich farbigen Dreck auf meiner Linse. Erst zuhause am Notebook entdeckte ich das ein oder andere, nicht ganz katastrophale, Foto.

Jetzt kann ich die Bilder natürlich nicht unendlich größer ziehen. Irgendwann ist sehr deutlich erkennbar, dass mein Equipment weder für diese Entfernung noch für diese Schärfe gemacht ist. Aber wenn unsere Sportler so klein bleiben, dann wird der komplette Bildaufbau zunichte gemacht.

Der Bildaufbau

Warum wirken meine Bilder nicht? Ganz einfach: du siehst nicht die Arbeit, die dahinter steckt. Und mit Arbeit, meine ich den Sport. Du siehst nicht, wie anstrengend es ist, wie viel Übung es braucht. Du siehst noch nicht einmal, ob sie Spaß dabei haben. Wenn du dir die Bilder anschaust, wirst du dir vermutlich denken: „naja, da surft halt einer“. Das ist aber nicht die Reaktion auf das Foto, die ich haben möchte.

Die Reaktion auf das Bild sollte sein: „Wahnsinn, was für ’n krasser Typ oder was für ’n krasses Mädel!“. Und ist das nicht genau der Grund, warum wir uns Sportfotografie überhaupt ansehen? Wir möchten doch beeindruckt werden, von der Geschwindigkeit, der Dynamik, der Kraft und der Leistung. Und um das darstellen und zeigen zu können, muss man eben etwas näher ran.

Übrigens, im allerbesten Fall, sieht man dann auch noch, wer das ist. Denn jeder, der schon einmal ein Foto von einem Profifußballer beim Spielen gesehen hat, weiß, dass die Grimassen, die wir beim Sport ziehen, vor allem deshalb so ausdrucksstark sind, weil sie nicht für die Kamera gedacht waren. Hier war es jetzt gar nicht so schlimm, dass man die Gesichter nicht erkennt – so hab ich mir erspart, alle Leute anzuquatschen, um zu fragen, ob ich ihre Bilder veröffentlichen darf.

Alles in allem war es wohl ganz gut, dass es Surfer und keine Segler waren, weil hier der Unterschied zu meiner persönlichen Erwartungshaltung einfach größer war. Nicht falsch verstehen, segeln ist durchaus ein sehr ernst zunehmender Sport. Aber ein Boot nimmt relativ viel Platz auf dem Foto ein während es zugleich ungemein statisch ist. Ein dynamisches Bild zu bekommen, ist deshalb deutlich schwieriger.

Soviel zu meinem ersten Ausflug in die Sportfotografie. Den Artikel hatte ich dir letztes Mal ja versprochen. Falls du jetzt neugierieg geworden bist: der Pfeil unten bringt dich zu meinem vorangegangenen Artikel mit dem Thema „Manuell fotografieren“. Ansonsten hören wir bald wieder voneinander!

Bis dahin

Deine Stephie

3 thoughts on “Ein spontaner Versuch und eine große Erkenntnis

  1. schachmeister85 says:

    Lieber fotovogel, mir hat dein artikel sehr gut gefallen, bitte mehr davon! Ich mag die art wie du die leute mitnimmst zu deinen fotoexkursionen und nicht nur die schönen ergebnisse teilst sondern auch wenn du etwas nicht so gut findest und was du dabei gelernt hast. Übrigens: So bescheiden find ich die sportbilder gar nicht 🙂 die action ist auf jeden fall da, du hast die richtigen momente erwischt und gut in szene gesetzt. Und ist das nicht irgendwie das wichtigste beim bildermachen? Das gespür für den Augenblick! 😉

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    1. derfotovogel says:

      Danke lieber Schachmeister85! Freut mich, wenn dir mein Artikel gefallen hat. Und ja, du hast Recht, ein Gespür für den Augenblick ist auf jeden Fall wichtig. Wenn ich ein bisschen mehr Erfahrung gesammelt habe, schreibe ich gerne einen eigenen Artikel dazu. Aber erst einmal wird ein Artikel zum Thema „Portraitfotografie“ folgen. Viel Spaß auf meiner Website!

      Antworten

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