Preset – Fluch oder Segen?

Diejenigen, die in regelmäßigen Abständen in der Fotografie-Bubble auf Social Media unterwegs sind, werden mit diesem Begriff durchaus etwas etwas anfangen können. Schließlich gibt es kaum einen Fotografie-, Reise- oder Beautyblogger, der seine Presets nicht, mehr oder weniger kostenlos, zur Verfügung stellt. Alle anderen kläre ich an dieser Stelle kurz auf: Ein Preset besteht aus Voreinstellungen, die man bei der Bearbeitung eines Bildes nutzen kann, um sich ein wenig Arbeit zu sparen. Im Grunde also nichts anderes, als ein selbsterstellter Filter.

Sinn und Unsinn von einem Preset

Lange, ganz lange, habe ich mich gegen die Nutzung solcher Presets gewehrt. Es gibt so viele unterschiedliche Bilder, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wie eine einzige Voreinstellung jedem Einzelnen davon gerecht werden sollte. Diese Meinung vertrete ich übrigens heute noch. In meiner Vorstellung aber, war es egal, ob ich einen Filter auf Instagram oder in Lightroom nutzte. So oder so würde ich kein Gefühl dafür bekommen, wie mein Bild am besten wirken würde. Und – eigentlich noch viel schlimmer: Ich hatte bisher keinen Filter gesehen, der das Bild wirklich verBESSERTE. Oder bin ich die einzige, die die Filter auf Insta oder im eigenen Handy für eine Katastrophe hält?.

Was aber veranlasste mich dazu, meine offensichtliche Gegenwehr noch einmal genau auf Sinnhaftigkeit zu überprüfen?

Ausschlaggebend war ein Fotoshooting, dass ich mit meiner lieben Freundin Kathi veranstaltete. Es war stark bewölkt an diesem Tag und so war das Licht fast überall das Gleiche. Nach meiner Bildbearbeitung, die ich wie immer vornahm, war in der Gesamtübersicht nur noch ein bunter Fleckenteppich zu sehen. Wie seltsam, dachte ich, das Licht war doch überall gleich gewesen, wie konnte denn nun ein Bild etwas rötlicher sein und das nächste bläulicher?

Sinneswandel

Und so fing ich an, mein erstes Preset zu erstellen. Ich nahm eine Einstellung vor, die mir sehr gefiel und kopierte sie auf alle weiteren Bilder. Doch anders als gedacht, konnte ich nicht einfach Copy & Paste drücken. Nein, ganz im Gegenteil, denn ich musste mich wirklich ernsthaft damit auseinandersetzen, wie diese Einstellung auf eben jenes Bild passend gemacht werden konnte.

Nun hatte ich also endlich eine einheitliche Bilderreihe.

Im Nachhinein betrachtet, erschien mir das völlig logisch. Lass mich dir ein kleines Beispiel erzählen: vor kurzem sah ich auf Netflix die Serie „Words on Bathroom Walls“. (Nebenbei bemerkt – nicht unbedingt sehenswert.) In einer Szene fragt eine Darstellerin den Hauptdarsteller, ob dieser denn wirklich NIE nach Rezept koche. Dieser wollte Koch werden und antwortete, dass ein Rezept nicht wisse, was das Gericht in diesem Moment wirklich bräuchte.

Welch hanebüchener Unsinn! Ich arbeite im Moment in einer Gastronomie und weiß, dass es absolut unmöglich ist, ein erfolgreiches Restaurant zu führen, ohne sich an Rezepte zu halten. Gäste erwarten eine gleich bleibende Qualität und ein Stammgast möchte auch, dass sein Lieblingsgericht genauso fantastisch schmeckt, wie beim letzten Mal.

Deshalb scheint mir gerade im gewerblichen Bereich, ein Preset für eine äußerst erfolgsversprechende Methode, um ein Qualitätsversprechen zu halten.

Nun gibt es bei dieser Sache ein folgenschweres Problem. Denn wie soll ich mich jemals für eine Einstellung in der selben Bildreihe entscheiden? Um dir mein Dilemma ein bisschen näher zu veranschaulichen, habe ich meine Lieblingsbilder in den möglichen Presets bearbeitet.

Letzteres hatte ich erst erstellt, nachdem ich die gesamte Bildreihe mit dem Preset „Novemberlicht“ bearbeitet hatte. Mir schien das warme Licht irgendwie zu unpassend. Wohl auch, weil ich es schon zu oft gesehen hatte, deshalb erstellte ich „Novemberlicht kühl“. Ich gebe zu, an dieser Stelle war meine Motivation zur Retusche von Augenringen etc. ein wenig gesunken. Um die arme Kathi dann nicht allzu krank aussehen zu lassen, entschied ich mich schlussendlich für die obere Reihe. Wenngleich man mit ein bisschen Arbeit aus der kühleren Variante sicher auch noch einiges hätte rausholen können.

Wie zur Hölle soll man sich denn je für eine Variante entscheiden? Und verschenke ich dann nicht unheimlich Potential? Was soll ich sagen, Entscheidungen treffendster Aufgabe eines jeden Fotografen. Und ich will nicht leugnen, dass ein gewisses Potential bei Nutzung eines Presets mit Sicherheit verloren geht. Aber ich bin dafür verantwortlich, dass sich dieser Verlust auf ein Minimum beschränkt.

An dieser Stelle würde mich interessieren, welche Bilderreihe du bevorzugst.

Fazit zum Preset

Ein Preset kann Arbeit erleichtern, einen professionellen Look erzeugen und gleichbleibende Qualität sichern. Nachteil: man muss sich tatsächlich für einen Look entscheiden. Ich werde mit Sicherheit nicht ein einziges Preset für den Rest meines (Fotografen-) Lebens nutzen. Für Bilder desselben Shootings erscheint es mir jedoch recht sinnvoll.

Jetzt bist Du dran! Was hältst Du von Presets/Voreinstellungen/Filtern? Let me know, in the comments below. Ich freue mich, von dir zu hören!

Liebe Grüße,

Deine Stephie

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